Mittwoch, 30. November 2011

dahingeschmiert.

Ich sitz dir gegenüber, an deinem Küchentisch. Mit beiden Händen halte ich meine Tasse Tee umklammert. Anstelle von grünem Tee ist es diesmal schwarzer, du hattest nichts anderes. Dass du überhaupt Tee hast, ist an sich schon ein Wunder, du warst noch nie der Mensch, der sich Gedanken um Dinge wie den Einkauf machte. Du bist und warst immer der 'Lass uns ins Auto steigen und irgendwo hinfahren', der Luftschlosstyp, der nichts hinterfragt. Das ist okay für mich, wirklich. Manchmal. Eine Zeitlang. Ich kann nicht für immer in den Tag leben, ich brauch Gewissheit. Die Gewissheit, dass du bei mir bleibst. Dass ich nicht wieder dasitze, und alles was von dir bleibt ist der Schmerz zwischen meinen Beinen von letzter Nacht. Ich hab genug davon. Ich möchte kein schlechtes Gewissen zwischen meinen Beinen mit mir rumtragen, ich will Gewissheit. Ich will dass du zu mir stehst. Dass ich nicht mehr fragen muss, welchen Tee du da hast. Dass du dich erinnerst, dass ich eigentlich nur grünen Tee trinke, und wenn schwarzen, dann mit Milch, die du so gut wie nie da hast, weil sie bei dir so schnell sauer wird. Ich will. Ich will dich mit einem Personalpronomen an mich binden. Mein Freund. Mein fester Freund. Ich will mit kitschigen Phrasen um mich werfen, denn ihr werdet schon sehen, wir beide, das ist was für immer. Unsere Hochzeit wäre ein spontaner Trip nach Las Vegas, unser Kind ein geplatztes Kondom und unsere Wohnung in einer Stadt, die uns grade ganz gut gefällt. Ich kann spontan sein, mit dir. Wenn du mir sagst, dass ich die Einzige bin. Dass du endlich aufhörst sie zu sehen. Denn was ich nicht ertragen kann, nicht spontan, nicht mal eine Zeitlang und erst recht nicht für immer, ist, dass ich die andere bin. Es hilft auch nicht, dass du sie eigentlich nicht ausstehen kannst. Wenn du über sie redest, beschwerst du dich. Vielleicht weil du denkst, dass ich mich dann besser fühle. Aber ehrlich gesagt ist alles woran ich denke in solchen Augenblicken: 'Lass sie gehen. Du hast doch mich.'. Denn ich bin alles was du willst, und das weißt du selber. Wieso nimmst du mich dann nicht? Wieso bin ich nur immer mal wieder ein Fick für zwischendurch, ein Rastplatz am Wegesrand, wo man eh nicht länger als 3 Stunden bleibt?  
Hast du Angst glücklich zu sein?


[fiktiv, fiktiv, fiktiv]

2 Kommentare:

  1. Danke, danke, danke. Danke, endlich ein kreativer Erguss. Ich bin dir dankbar, dass in diesen tristen Tagen nicht alles aus "Wir helfen Kindern"-Kacke besteht. Ich kann das bald nicht mehr sehen. Es tut mir leid. Um Weihnachten drehen immer alle so durch. Es genügt mir. Aber, du hast tatsächlich meinen Abend gerettet du bezauberndes und unscheinbares, aber dennoch sehr gutes Wesen.

    Danke, danke, danke.
    Katherine

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